Nutzer zahlen nur dann für Web Content, wenn man ihnen ein Ökosystem baut. Welche Probleme Paid Content mit sich bringt und welche Vorgehensweisen Paid Content zum Erfolg verhelfen können.
Wenn man die Erfahrungen von vielen Jahren Paid Content zusammenfasst, wird deutlich, das Bezahlsysteme für Inhalte nur funktionieren können, wenn
- ein einheitliches Ökosystem geschaffen wird,
- das Ökosystem darüber hinaus kundenzentriert ist und
- Querverkäufe und Upselling von weiteren Produkten und Leistungen aus dem Portfolio unterstützt und
- einen Lock-in-Effekt erzeugt.
Die großen Irrtümer des Paid Contents
1. Qualität setzt sich durch
Höhere Qualität von Inhalten veranlasst den Nutzer nicht, eine Bezahlschranke in Kauf zu nehmen. Die Auffassung, die eigenen Berichte seien so überlegen, dass man die Gratiskonkurrenz übertrumpfe, ist eine Selbstüberschätzung der Verlage. Man sucht weiter und sieht, ob man die Information woanders kostenlos findet. Der Nutzer nimmt eine schlechtere inhaltliche Qualität in Kauf, wenn sie dafür günstiger ist.
2. Nutzer sind grundsätzlich bereit zu zahlen
Internetnutzer, allen voran die Deutschen, wollen nichts bezahlen. Wohlklingende Absichtserklärungen, wie sie immer wieder in Studien zu finden sind, fallen in sich zusammen – denn es ist ein weiter Weg von der Behauptung zur Tat. So haben in einer Umfrage unlängst 43 Prozent der Befragten geradeheraus zugegeben, nicht für Web-Content zahlen zu wollen. Und von den 57 Prozent, die vorgeblich bezahlen würden, wäre die Mehrheit bereit, umgerechnet den nicht gerade üppigen Betrag von rund 17 Cent pro Tag auszugeben.
3. Das Tablet ist der Paid-Content-Retter
Bereits vor Jahren zeichnete sich entgegen aller Verlagshoffnungen ab, dass das iPad Zeitungen und Zeitschriften nicht retten wird. Dessen ungeachtet ziehen Zeitungen immer wieder Paywalls hoch – und hoffen auf das Beste. Auffällig daran ist, dass sich bei vielen Verlagen und Marktteilnehmern grundsätzlich wenig bis nichts an der allgemeinen Strategie ändert. Nur die Bezahlmodelle werden geändert. Momentan bieten die Inhaltsproduzenten den Nutzern verschiedenste Optionen an, sich für Content-Nutzung erkenntlich zu zeigen.
Paywall-Modell | Beispiel | So funktioniert es |
---|---|---|
(Reines) Abo/Premium | Hamburger Abendblatt | Der Zugriff auf Inhalte ist nur für Abonnenten möglich – in einem bestimmten Zeitraum wird dafür ein bestimmter Betrag fällig |
„Löchriges“ Abo | NZZ | Der Zugriff auf ein limitiertes Kontingent an Content ist gratis https://puttygen.in , dann fällt die oben beschriebene Abo/Premium-Bezahlschranke |
Micropayments | My DK Library | Zugriff auf Inhalte wird nach Einzelzugriff abgerechnet, der Nutzer bezahlt für ein Stückchen Content einen kleinen Betrag ohne zeitliche Verpflichtung |
Freemium | Basis-Funktionen sind kostenlos, Zusatzfunktionen müssen in verschiedenen Formen gekauft werden | |
Survey-Wall | Google-Experiment | Eine Umfrage steht vor dem Content-Konsum: Der Nutzer bezahlt mit Angaben zu Marktforschungszwecken |
Like-Wall | Focus-Experiment | Zugang zum Content gibt es gegen ein Like für die Fanseite auf Facebook |
Bezahlung mit Post | Pay with a tweet | Ein enger Verwandter der Like-Wall – nur statt mit Freundschaft bezahlt der Nutzer mit sozialer Propaganda |
Registrierung | Daten als Währung: Der Nutzer muss sich registrieren, um an den Content zu kommen, die Währung sind Daten | |
Spende | Vimeo | Der Nutzer kann ein Micropayment (oder auch einen größeren Betrag) für Content bezahlen, muss aber nicht |
All diese Ansätze haben ihre eigenen Probleme:
- So sind Modelle von der Surveywall bis hin zur Spende entweder immateriell oder freiwillig. Um die Nutzer zur Teilnahme zu bewegen oder die immateriellen Beiträge zu monetarisieren braucht es eine weiterführende Strategie.
- Bei den materiellen getriebenen Paywall-Strategien ändert sich im Grunde nur die Höhe des Betrags oder aber die Dauer der finanziellen Verpflichtung – also das negative Vorzeichen („Ich muss zahlen!“). Das positive Vorzeichen („Hier bekomme ich etwas Einzigartiges, das muss ich haben!“) bleibt unberührt.
Paid Content kann jedoch nur funktionieren, wenn ein Inhalteproduzent sich so positioniert, dass
- der Kunde entweder nicht auf die Idee kommt, anderswo nach diesem Inhalt zu suchen (Vertrauen),
- er den Inhalt nirgends anderswo findet (Exklusivität),
- so hohe Wechselbarrieren bestehen, dass er als Kunde bei einem bestimmten Angebot bleiben will und dafür zu zahlen bereit ist (Lock-in).
Knackpunkt dabei: Der Weg dorthin ist komplex und langwierig. Und er erfordert komplizierte ganzheitliche Geschäftsmodelle.
Wie Paid Content funktionieren kann
1.Strategie
Am Anfang steht für einen Publisher die Frage: Was verkaufe ich eigentlich – einen Stream oder ein Produkt? Ein Stream ist ein dauerndes Kontinuum von Inhalt, ein periodisches Publizieren zu einem oder mehreren Themen, das keinen Anfang und kein Ende hat – das alltägliche Nachrichtengeschäft etwa. Ein Produkt dagegen ist ein Roman oder eine Studie.
Für den Stream gilt folgende Strategie:
- Er benötigt ein Kundenmodell – dazu gehört zum Beispiel die Organisation von Bestandskundendaten zum Ziel der Konvertierung für weitere Angebote.
- Basisangebot – ein Stream, also etwa Nachrichten aus aller Welt als Content-Angebot, lassen sich nicht verkaufen, weil es sie immer anderswo gratis gibt. Daher muss ein grundlegendes Angebot gratis sein, um den Nutzer auf die Seite zu holen.
- Premiumoption – für höherwertige Inhalte, Dienstleistungen oder Zusatzfunktionen greift dann ein Bezahlmodell. Dabei müssen die Premium-Features so attraktiv sein, dass sie das Bezahlmodell rechtfertigen, aber das Basismodell an sich muss bereits so attraktiv sein, dass der Kunde es gerne regelmäßig nutzt.
Ein Produkt dagegen benötigt eine andere Strategie:
- Reichweite – Es muss in den relevanten Marktplätzen sichtbar und auffindbar sein.
- Exklusivität – Es muss einzigartig sein: Ein neuer Roman, eine Studie oder eine Anwendung mit besonderen Funktionen.
Es folgt die Frage, ob das, was man anbietet, ein Erfahrungsgut ist oder ein Vertrauensgut. Bei Erfahrungsgütern ist die Erfahrung des Konsums ein Wert für sich: Das Ansehen eines Films oder die Lektüre eines Krimis. Der Wert liegt im Gut selbst, der Nutzer kann beurteilen, wie gut es ihm gefällt. Beim Vertrauensgut dagegen ist auch nach dem Konsum keine klare Qualitätsaussage möglich – das gilt zum Beispiel für Nachrichten. Ob sie richtig, sachlich und genau sind, kann der Leser nicht beurteilen – von daher sind sie Vertrauensgüter.
- Bei einem Vertrauensgut ist daher der Aufbau einer starken Marke notwendig, die den Leser beispielsweise animiert, aus der Vielzahl der Nachrichtenportale ausgerechnet meines zu wählen.
- Für ein Erfahrungsgut dagegen ist es wichtig, von Anfang an Bezahlpflicht und eine technische Zugangsbarriere herzustellen – eine interessante Studie bekommt sonst Füße und verbreitet sich auch jenseits meines Portals.
2. Passendes Geschäftsmodell
Hier kommt es darauf an, ob man ein Produkt verkauft oder ob man einen Stream anbietet.
Produkt: Hier gilt es Sichtbarkeit und Reichweite über eine passende Produktmanagement-Strategie herzustellen. Man muss die Plattformen für sein Produkt auswählen und dafür sorgen PuTTY SSH with key authentication , dass es dort gefunden wird. Für eine Verlags-App bedeutet das etwa, die Anwendung bei Google Play, iTunes, Amazon App Shop einzuspeisen und mittels einer entsprechenden Marketingkampagne sichtbar zu machen. Solche Strategien sind beispielsweise:
- Für Bücher: Buch-SEO
- Für Produkte, die in Shops auftauchen: Die Amazonisierung der Suchergebnisseiten
- Für Appstores: Mobiles SEO
Stream: Hier dagegen kommt es darauf an, ein nutzerzentriertes Kundenmodell zu entwickeln. Das bedeutet: Vertrauenswürdige und mehrwertige Angebote müssen vorhanden sein, die den Kunden zu einer kostenlosen Registrierung animieren. Von dort aus kann ein Publisher dann weiterführende Strategien entwickeln, um die Registrierten sukzessive in für andere Angebote zahlende Kunden zu konvertieren. Das kann geschehen, indem man den Lesern zusätzlich zum Nachrichten-Stream einzigartige Produkte vor die Nase setzt (DVDs und Bücher zum Themengebiet etwa) oder durch ein Freemiummodell: Die Grundleistungen (Nachrichtenlektüre zum Beispiel) sind gratis, alles andere kostet. Beispiele für Freemiummodelle gibt es genug:
Freemium-Strategie | Zusatz-Funktionen | Virtuelle Güter | Premium-Apps | Mehr Content | White-Label-Lösung |
---|---|---|---|---|---|
Beispiel | Farmville | Wetter.com | Dropbox | Doodle | |
Gratisfunktionen | Mitglieder können sich mit anderen Nutzern vernetzen und Nachrichten schreiben. | Internetnutzer können kostenlos ein Browser-Game mit ihren Freunden spielen. | Nutzer können eine in der Regel werbefinanzierte Basis-App mit wenig Funktionen nutzen. | Nutzer erhalten ein begrenztes Angebot an Online-Speicherplatz. | Nutzer dürfen auf Doodle.com kostenlos ihre Termine pflegen und mit Freunden abstimmen. |
Kostenpflichtige Funktionen | Premium-Kunden erfahren unter anderem, welche Mitglieder ihr Profil besucht haben. | Nutzer zahlen kleine Beträge für Pixel-Produkte wie virtuelle Traktoren, um in einem Spiel schneller voran zu kommen. | Eine separate App bietet mehr Funktionen und ist in der Regel auch komplett werbefrei. | Zahlende Kunden bekommen unbegrenzten Online-Speicherplatz für ihre Dateien. | Premium-Kunden können einen Doodle-Kalender im eigenen Branding auf ihrer eigenen Domain hosten. |
3. Paid Services
Egal ob man nun ein Produkt oder einen Stream monetarisieren möchte: Oftmals sind bezahlte Services dabei ein geeigneterer Weg Number Search , als von vornherein eine Schranke vor den Content zu setzen:
- Für einen Stream macht das etwa die Bild-Zeitung vor, die ihre Nachrichten verschenkt, aber zusätzliche Informationen wie Immobilienmarkt-Infos hinter die Paywall setzt.
- Beim Verkauf von Produkten bietet Amazon seinen Premium-Abonnenten exklusive Zusatzfunktionen, wie das kostenlose Entleihen eines E-Books pro Monat oder kostengünstigen Versand von physischen Gütern.
4. Markenaufbau
Was in den zehn Publishing-Trends für Buchverlage beschrieben wurde, gilt auch für die Contentlieferanten der Zeitungen und Magazine: Sie müssen dem Markenaufbau oberste Priorität erteilen. Die Bild-Zeitung etwa hat sich als verständliche und schneidig formulierte Nachrichtenquelle der täglichen Information positioniert, Spiegel-Online als das beim Sozial-Prestige höher angesiedelte Pendant dazu. Da solche Marken nicht beliebig oft besetzt werden können, kann ein Markenaufbau auch Spezialisierung in die Nische hin bedeuten – auf jeden Fall braucht er Zeit.
5. Inhaltliche Exklusivität
Produkte wie Streams müssen inhaltlich etwas bieten, das sich nicht kostenfrei an anderer Stelle im Internet findet. Ein Produkt – also ein Roman oder eine Studie – sollte dies per definitionem erfüllen. Im Falle des Streams bieten sich unter anderem die thematische oder lokale Spezialisierung an: zu Fach- oder Lokaljournalismus, der Inhalte bietet, die sich nicht ohne weiteres von Gratisanbietern klonen lassen.
6. Technische Exklusivität
Wie Schritt 5 ist dieser Schritt nicht für das Geschäft mit Produkten notwendig, er ist jedoch ein Muss für die Anbieter von Streams: Eine technische Hürde ist zu errichten, die die freie Verfügbarkeit aufhebt und den Zugang auf einen exklusiven Kreis beschränkt: Das kann über so etwas Einfaches wie eine Registrierung geschehen. Die Nutzer sollten dazu bereit sein, hat der Publisher erfolgreich die vorangegangenen vier Schritte absolviert und bietet nun einen echten Mehrwert.
7. Lock-in
Im finalen Schritt gilt es, den Benutzer einzuschließen: Der Registrierung, dem Log-in, folgt das Lock-in: Dabei werden dem loyalen Nutzer Leistungen in Aussicht gestellt, die ihn entweder freiwillig zum zahlenden Kunden machen. Oder sie machen einen Verzicht auf das Angebot nach Fall der Paywall so schmerzlich, dass er zahlt, um seine Privilegien zu behalten. Apple etwa koppelt den Nutzer an das Endgerät, indem er die Mitnahme der heruntergeladenen Apps auf Endgeräte anderer Marken unterbindet – eher Zwang als Belohnung. Features, die einen Kunden-Lock-in begünstigen, können verschiedener Art sein:
- Exklusive Zugriffsrechte – etwas auf Archivartikel, Kontaktdaten (Single- oder Immobilienbörsen), Jobausschreibungen.
- Herstellen einer zeitlichen Konsumrivalität: Zahlende Kunden erhalten Zugriffsrechte eher (Stellenangebote)
- Speicherkapazitäten – Nutzer dürfen Daten in der Cloud speichern.
- Rabattierungen – die Nutzer erhalten an die Registrierung oder an die Premiummitgliedschaft gebundene Vergünstigungen: Gesammelte Punkte, die im Shop eingelöst werden können zum Beispiel: Das Prinzip der Lufthansameile geht ähnlich vor.
Diese sieben Schritte schaffen in Summe die Voraussetzungen dafür, dass Paid Content funktionieren kann.